Reinhardt Graetz

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Neue Antworten

auf alte Fragen

 

Warum gibt es überhaupt etwas, und nicht einfach gar nichts?
Die Antwort darauf ist verblüffend einfach: aus dem Nichts kann nicht irgendetwas entstehen oder entstanden sein - und damit auch nicht das, was ist. Würde es "ursprünglich" (präziser: immer schon) gar nichts gegeben haben, hätte es dabei bleiben müssen, und es gäbe jetzt immer noch nichts. Ergo muss das, was ist, immer schon dagewesen sein.

Was der Energieerhaltungssatz im Detail bestätigt: alles Sein ist zu 100% zurückzuführen auf die Energie - obwohl bisher noch niemand weiß, was das eigentlich ist. Diese Erklärungsnot hat auch ihren Grund: es gibt außerhalb der Energie eben nichts anderes mehr, mit dessen Hilfe sie erklärbar wäre.
Nun besagt der Energieerhaltungssatz, dass die Gesamt-Energiemenge konstant ist, sie kann nicht mehr oder weniger werden, und schon gar nicht völlig neu aus dem Nichts entstehen oder sich einfach in nichts auflösen. Daher kann sie auch weder irgendwann entstanden sein noch irgendwann verschwinden. Das galt gestern schon, vorgestern, und vor Milliarden von Jahren - sogar vor dem Urknall, sollte es ihn tatsächlich gegeben haben.
Das wird auch auch morgen, übermorgen und für alle Zukunft gelten. Demnach existiert die "Urform" der Energie immer schon - sie war, ist und wird sein, immer und ewig. Und der geniale Herr Einstein hat herausgefunden, dass auch Materie Energie ist - eine besondere Erscheinungsform von ihr. Die Erscheinungsformen oder Zustände der Energie können dabei durchaus unterschiedlich sein und wechseln. Wie viele Zustände die Energie überhaupt annehmen kann, ist bisher völlig offen.

Also: wenn immer schon etwas da war, ist und sein wird - die Energie mit allen ihren Erscheinungsformen, wir selbst mit unserer Welt eingeschlossen - dann kann niemals gleichzeitig "gar nichts" existiert haben oder je existieren können.

Das Sein und das Nichts
Wenn also alles, was ist - die Philosophen nennen es "das Sein" - auf die Energie zurückzuführen ist, kann es genau deswegen niemals einfach nur nichts geben oder gegeben haben; wenn die Energie für immer und ewig existiert, kann nicht zugleich gar nichts "existieren".
Wäre es anders, würde der Energie-Erhaltungssatz nicht gelten können.
Der wiederum bestätigt sich jeden Tag milliardenfach neu, kann also als hinreichend bewiesen gelten. Damit ist er kein spekulatives philosophisches Postulat mehr, sondern im Unterschied dazu eine schlichte naturwissenschaftliche Tatsache. Dabei ist es unerheblich, wie groß die Gesamt-Energiemenge ist. Warum sie einen bestimmten endlichen Wert hat, ist zwar ebenso interessant, aber für unsere Ausgangsfrage und deren Antwort darauf vollkommen bedeutungslos - es genügt dafür ja, dass dauerhaft etwas existiert.

Energie und Sein - immer existent, nicht "geschaffen"
Die Energie, inklusive deren verschiedener Erscheinungsformen war also schon immer da - und kann daher auch niemals irgendwann entstanden sein. Dann kann sie auch nicht von irgendjemandem "geschaffen" worden sein: bei ewigen Dingen ist das ausgeschlossen, weil sie keinen Anfang und kein Ende haben. Um etwas zu erzeugen - zu "schaffen" - müsste es eine separate Existenz außerhalb der Energie geben, die zudem in der Lage wäre, zusätzliche Energie (=Sein) zu erzeugen. Und genau das ist nach dem Energie-Erhaltungssatz ausgeschlossen.
Alles Sein wird bereits durch die vorhandene Energie begründet. Zusätzliche Energie kann daher weder erzeugt werden (=Schöpfung)/Energie-Erhaltungssatz, noch außerhalb der vorhandenen Energiemenge (=Schöpfer) existieren.

Das Nichts - absolut und relativ
ist daher nur eine Art virtueller Kontrast, ein Platzhalter-Begriff für das Gegenteil vom Sein. Dieser Begriff bezeichnet ja etwas, was gar nicht existiert.
Wenn der Begriff "Sein" alles, was existiert vollständig umfasst, dann bleibt zwangsläufig nichts anderes mehr übrig. Das gilt selbst dann, wenn wir alles, was ist, erweitern würden um alles, was möglich sein könnte, also um eine unbegrenzte Vielzahl von Kombinationen von Teilen des real existierenden Seins, wie auch von menschlichen Vorstellungen. Selbst für die erweiterte Version des Seins würde gelten:
Das Gegenteil von allem wäre immer noch das Nichts - in diesem Fall das "absolute Nichts".
Daneben gibt es noch das "relative Nichts" - das bezieht sich auf einzelne, vergängliche Dinge und ist deren virtueller Kontrast. Bevor es entstand, war nichts. Dann kam das vergängliche Etwas in die Welt - und mit dessen Ende ist wieder nichts.

Das Nichts existiert nicht,
wie sein Name schon sagt - und kann daher auch nicht "nichten", wie Herr Heidegger irrtümlich meinte:

Das Nichts nichtet nicht! 

Warum-?
Etwas, was gar nicht existiert, kann erst recht nicht irgendetwas veranstalten oder bewerkstelligen - und kann daher auch nicht "nichten".

Aus dreierlei Gründen gibt es kein Nichts:
1. ex definitionem (wegen seiner Bezeichnung, s.o.)
2. wegen seines nicht vorhandenen Inhaltes, sowohl begrifflich als auch real - "das Nichts" ist da nur ein Platzhalter-Begriff für etwas, was gar nicht existiert.
3. solange etwas (das "Sein") existiert - und es existiert schon seit ewigen Zeiten - kann es nicht zugleich vollständig abwesend sein.

Nun hat Hegel postuliert, dass das Sein und das Nichts nur zwei Seiten einer Medaille seien. Tatsächlich ist der eine Begriff ohne den anderen nicht denkbar. Vermutlich ist das aber eher ein mentales und/oder ein semantisches Problem. Wir können generell nur dann irgendwelche Dinge wahrnehmen, wenn sie sich vor einem Kontrast abheben. Wenn das aus irgendeinem Grund nicht geht, hilft unser Gehirn nach - mit einem extra erzeugten Kontrast zwecks besserer Wahrnehmung. Das gilt nicht nur für irgendwelche Dinge, sondern auch für spezielle Begriffe oder Gedankenkonstruktionen. Auch das Nichts ist so ein Kontrastbegriff, um das Sein überhaupt zu verstehen.

Warum gibt es Energie?
Sie war immer schon da; allerdings: bei etwas Ewigen nach dessen Entstehung zu fragen, ist widersinnig. Diese Frage kann keine Antwort zu deren Ursprung liefern - weil es bei ewig existenten Dingen keinen Ursprung gibt. "Warum" heißt ja, nach dem Anfang zu fragen, obwohl man ja in diesem Fall weiß, dass die Energie keinen Anfang und kein Ende hat. Wir sind es gewohnt, aus unserer Erfahrung heraus bei allen Dingen immer deren Anfang und Ende zu unterstellen - was ja auch in den meisten Fällen zutrifft und daher sinnvoll ist. Daneben gibt es offenkundig aber auch Dinge, die keinen Anfang und kein Ende haben, also ewig sind. Die Energie gehört dazu, und damit alles, was ist. Bei etwas Unbegrenztem und/oder Ewigem geht die Frage "warum-?" daher völlig ins Leere.

Woher kommen wir?
Niemand weiß es bisher.
Die abenteuerlichsten Antworten bieten uns auch hier wieder die zahlreichen Glaubensvertreter. Natürlich glauben die ihre Geschichten auch nur - zumindestens tun sie so. Manchmal aber noch nicht mal das. Wichtig ist ihnen aber immer, dass ihnen ihre Geschichten wenigstens andere glauben. Interessant allemal für historisch Interessierte.
Viele Indizien sprechen aber für unsere Herkunft aus dem Tierreich - besonders genetische Untersuchungen der letzten Zeit - die erweisen sich als besonders zuverlässig. Oder auch die Tatsache, dass wir als Fötus im Zeitraffer unsere eigene biologische Evolution durchlaufen. (Dieser Zusammenhang wird bei den Biologen als Rekapitulationsgesetz bezeichnet.  - So kann es in Ausnahmefällen geschehen, dass bei Neugeborenen am Hals die Kiemenöffnungen operativ geschlossen werden müssen.)  Und dass wir nach neuesten Annahmen als Kinder und Jugendliche in analoger Weise unsere kulturelle Evolution ebenso durchlaufen. 
Inzwischen kann man es als ausreichend gesichert ansehen, dass unsere Gene dafür verantwortlich sind, wenn wir entweder als Weiblein oder als Männlein auf die Welt kommen. Es gibt im Prinzip nur diese beiden Möglichkeiten, die zeit unseres Lebens nicht veränderbar sind. Wir sind da ganz fest in einer Art Naturkorsett gefangen. Hier gibt es aber noch viel zu entdecken und zu erforschen.

Das Universum
Unsere Erde ist ungefähr 4,6 Mrd. Jahre alt, das Universum ca. 13,8 Mrd. Jahre. Vor dem Urknall muss es ein anderes Universum gegeben haben - weil ja bereits vor dem Urknall die gesamte Energie vorhanden gewesen sein muss; die konnte ja - auch beim Urknall! - nicht einfach aus dem Nichts entstehen, wie wir ja vom Energieerhaltungssatz wissen. Wäre es anders, gälte der nicht. Der Urknall dagegen markiert einen Beginn - innerhalb der Energie-Existenz.
Wie man manchmal lesen kann, seien Fragen: "Was war oder ist "außerhalb" und "vor" seiner Entstehung?" unzulässig. Aber: vor der Entstehung des Universums hat es ja schon die Energie gegeben - und zudem kann sich das Universum nur in einen Raum hinein ausdehnen, welcher mindestens genausoviel Dimensionen hat wie es selbst. Und der muss ja auch schon vor dem Urknall dagewesen sein, mit mindestens vier, möglicherweise mehr als vier Dimensionen - und mit ihm ebenso die Zeit. Also - vor dem Urknall gab es sehr wohl schon etwas!

Wohin gehen wir?
In einer offenen Welt kann man diese Frage nur abschätzen, nicht endgültig beantworten.
Analog zu den Einzelwesen wird uns am Ende des Lebens auch als Spezies der Tod ereilen, entweder ganz natürlich, indem wir einfach aussterben oder sehr dramatisch in einem Atominferno. Dafür spricht, dass die soziale Entwicklungsgeschwindigkeit seit Jahrtausenden nur schneckenartig langsam verläuft, die wissenschaftlich-technische sich dagegen seit einem guten Jahrhundert immer mehr beschleunigt. Daraus resultieren zwangsläufig zunehmende Spannungen mit fatalen Folgen: die nur rudimentär entwickelte soziale und moralische Kompetenz der Menschen bekommt die Folgen der rasanten technisch-wissenschaftlichen Entwicklung immer weniger in den Griff; es hat den Anschein, dass sie ihnen umgekehrt immer mehr entgleitet.
Wegen der "dünnen Tünche der Zivilisation" (Sigmund Freud) könnte genetisch bedingtes Steinzeitverhalten unter dafür günstigen Bedingungen durchschlagen - überkommene und weiter verstärkte Aggressivität in Kombination mit Rechthaberei könnte sich konsequenterweise durchaus in einem Atominferno entladen, mit der zunehmenden Weltbevölkerung gewissermaßen als Katalysator. Die Menschen haben es ja bis heute nicht hinbekommen, ihre völlig unnötigen internen Kriege zu beenden. Der bisher dominante Zweig der menschlichen biologischen Evolution könnte sich durchaus wg. Fehlentwicklung im Unterbereich Soziales/Kultur - wegen Untauglichkeit - selbst eliminieren. Übrigens hat sogar der Physiker Stephen Hawkins auf diese Möglichkeit der menschlichen Entwicklung hingewiesen.
Ob danach zufällig ein friedfertiger Rest übrigbliebe, ist mehr als fraglich.

Die Menschheit als Gesamtorganismus
Wer als Einzelwesen wie auch als Spezies überleben - und damit in der Evolution eine Chance haben wollte - musste auf allerlei ständige Herausforderungen angemessen reagieren.
Dafür gibt es drei Möglichkeiten: zu schwach, angemessen oder zu stark.

Wer angemessen reagiert, kann sich gegen seine Konkurrenz gut behaupten.
Bei zu schwacher Reaktion gewinnt die Konkurrenz die Oberhand, und beseitigt bald ihren Widerpart. Mit dem ursprünglichen Einzelwesen oder auch einer ganzen Spezies ist es bald vorbei. 
Ist die Reaktion zu stark, kann sie sich ebenso gegen den eigenen Organismus richten - auch dann ist dessen Existenz gefährdet. Wir kennen dieses Phänomen nicht nur bei uns Menschen als Autoimmunkrankheit: Bei einer Überreaktion des Immunsystems werden Teile des eigenen Organismus angegriffen und geschwächt - weil Teile davon "arbeitslos" werden und sich unnötigerweise am eigenen Organismus abarbeiten. Das kann im Extremfall sogar den Tod des Organismus bedeuten.
Die Herausforderungen und die Reaktionen darauf sind aus dem Gleichgewicht geraten.

Kollektive Autoimmunkrankheit
Dieses Phänomen können wir schon länger bei den Menschen als Spezies beobachten. In grauen Dschungel-Vorzeiten mussten sich unsere tierischen Vorfahren gegen andere Spezies behaupten - und haben es gut hinbekommen. Dazu war ein gewisses Maß an Aggressivität, Aufmerksamkeit und Reaktionsschnelligkeit erforderlich.

Inzwischen sind die prä-antiken Bedrohungen längst verschwunden, die bösen Säbelzahntiger sind längst ausgestorben - wir tun aber immer noch so, als kämen sie jederzeit um die Ecke und wollten uns verspeisen. Ersatzweise verdächtigen und bedrohen wir nun unsere lieben Mitmenschen - mit fatalen Folgen...

Seit die Menschen begonnen haben, aktiv ins Geschehen einzugreifen, haben sie sich immer mehr gegen andere Spezies durchgesetzt. Durch die technisch-wissenschaftliche Revolution und die Industrialisierung wurde diese Entwicklung noch verstärkt. Dadurch wurde eine eindrucksvolle Verbesserung der äußeren Lebensumstände erreicht - und eine Reihe früherer Herausforderungen abgeschwächt. Inzwischen sind wir beim Anthropozän angekommen - die Menschen dominieren vollständig das Geschehen auf der Erde.
Die Folge:

Unser überkommenes - inzwischen atavistisches - kollektives Verhalten ist nicht mehr mit den tatsächlichen Herausforderungen im Gleichgewicht. Es richtet sich zunehmend gegen die eigene Spezies - durch ein beibehaltenes Übermaß an überkommener Aggressivität, die sich immer mehr gruppenweise gegen die eigene Spezies auswirkt - und damit immer mehr Schaden verursacht. Ganz ähnlich wie bei einem Individuum können wir bei der Spezies Mensch eine kollektive Autoimmunkrankheit beobachten.

Wäre es anders, hätten die Menschen nicht nur den Kannibalismus, sondern längst auch ihre Kriege überwinden müssen. Mit der Entwicklung und Einlagerung von Atombomben ist diese Krankheit in ein akutes, gefährliches Stadium getreten. Wir sind inzwischen mit der konkreten Gefahr eines kollektiven Selbstmords konfrontiert.

Was im Frühstadium der Menschheit nützlich war und ihr Überleben sicherte, hat sich inzwischen ins genaue Gegenteil verkehrt. Unser überkommenes kollektives Verhaltensmuster, welches uns in grauer Vorzeit erfolgreich unser Überleben sicherte, richtet sich nun auf fatale Weise gegen uns selbst.

Aktuelle Herausforderungen
Kommt vielleicht ein Meteor des Wegs-? Oder wird uns bald der Verlust der Artenvielfalt heimsuchen-? Wie geht es mit dem Klimawandel weiter-? Oder wird uns bald eine neue Pandemie heimsuchen-? Echte Herausforderungen gibt es auch in unseren Tagen mehr als genug - wir müssen ihnen, wie anfangs, nur angemessen begegnen.
Vielleicht erfinden sich aber auch die Menschen neu und begründen eine biologisch neuartige Spezies - wenn die Zeit reicht. Alles ist möglich.
(siehe auch das vorausgehende Kapitel "Menschen und Roboter" ).

Was kommt nach unserem Tod?
Das relative Nichts - bezogen auf unsere vorausgegangene Existenz. 
Genauso, wie es vor dem Tod war - da gab es uns auch nicht. In manchen Religionen wird dieser Zustand auch als Nirwana bezeichnet. Vor dem Leben haben wir genausowenig existiert wie nach dem Tod.
Was wir ansonsten darüber glauben, annehmen oder spekulieren mögen, ist völlig irrelevant. Was antike Religionsdesigner auch schon wussten, als sie sich für ihre Gläubigen so mancherlei Schnickschnack ausgedacht haben. Sie wussten auch, dass sich Tote nicht mehr beschweren können - für den theoretischen Fall, dass ihnen im "Jenseits" drastische Unterschiede zwischen diesseitigen Versprechungen und jenseitiger Realität auffallen sollten...

Dass man nicht wirklich stürbe, sondern nach dem Tod weiterleben würde, gehört zum Standardrepertoire aller klerikalen Märchenerzähler. Diese Märchen sollen den Leichtgläubigen vorgaukeln, im "ewigen" Leben würde für sie alles besser sein als im diesseitigen sündigen Jammertal - aber, sie müssten es sich erst verdienen, indem sie im "nächsten Leben" ihre früheren Sünden abarbeiteten - eventuell ein paarmal hintereinander. In manchen Religionen gibt es mehrere Reinkarnationszyklen, in anderen wiederum gar keine.
Die Kleriker sind übrigens die einzigen, die uns derartige Märchen vorgaukeln - bereits seit mehreren Jahrtausenden. Selbstverständlich waren sie bisher außerstande, für ihre märchenhaften Phantasien auch nur den Hauch eines Beweises vorzulegen.
Der Natur hingegen dürften derartige Überlegungen völlig fremd sein...
Ausgerechnet in der Bibel finden wir hierzu eine unmissverständliche Bestätigung - diese Stelle liest nur keiner:

Unsere Zeit geht vorbei wie ein Schatten, und wenn es mit uns zuende ist, gibt es keine Wiederkehr; denn es steht unverbrüchlich fest, dass niemand wiederkommt.
Weisheit Salomos, 2. 6

Was ist der Sinn des Lebens?  - oder: was können wir tun?
Für uns Menschen als Spezies besteht der vordergründige Lebenssinn darin zu überleben. Das allerdings haben wir mit allen anderen Lebewesen gemeinsam - als eine biologische Vorgabe. Die Zeitspanne, die uns biologisch vorgegeben ist, nutzen wir deswegen nach bestimmten Verhaltensmustern, die uns das Überleben sichern sollen. Jede Spezies verhält sich da anders - so, wie es sich im Laufe der Evolution herausgebildet hat. Man kann bei jeder Spezies ein typisches Ritual dazu beobachten. Beispielsweise machen sich jedes Jahr manche Vogel- und Fischarten auf eine große Reise, manche Insekten machen bestimmte Metamorphosen durch, viele Primaten zeigen ein besonderes Balzverhalten.

Rituale, Geschichten und Moral
Was uns Menschen jedoch von den Tieren fundamental unterscheidet, ist unser Moralbewusstsein. Seit wir Dinge und Vorgänge danach beurteilen, ob sie für uns gut oder böse, gut oder schlecht, nützlich oder schädlich etc. gelten, streben wir danach, Schlechtes durch Besseres zu ersetzen.
Das gilt gleichermaßen für die äußeren Lebensbedingungen wie für menschlich integre Verhaltensweisen. Durch Fortschritte auf beiden Gebieten emanzipieren wir uns nicht nur von unseren tierischen Wurzeln, sondern erlangen auch allmählich mehr Freiheitsgrade - und gewinnen dadurch für unser Leben auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten.

Die Moral ist für uns ein inzwischen dominierendes Verhaltensmuster, ein Ritual. Ritualien werden/wurden für uns mit/in speziellen "Geschichten" festgehalten (Bibel, Koran - Religionen, Ideologien....) Sie bestimmen "oberhalb" des Überlebenskampfes unsere Kultur und bilden damit den Rahmen für unser spezielles Dasein als Menschen. 

Seit die Wissenschaft auf den Plan getreten ist, hat sie innerhalb historisch kürzester Zeiträume enorme Fortschritte bei den äußeren Lebensbedingungen erreicht, die wiederum auf Erkenntnis und Anwendung von Naturgesetzen zurückzuführen sind.

Im Gegensatz dazu sind bisher Fortschritte bei den menschlichen Verhaltensweisen kaum erkennbar - vom Ende des Kannibalismus abgesehen. Die Menschen bekämpfen sich seit der Steinzeit gruppenweise immer noch. Außer dem biologischen Erbe, welches dabei eine wichtige Rolle spielt, sind dafür höchst unterschiedliche Interpretationen ihrer jeweiligen Gruppen-Binnenmoral ausschlaggebend. Die wiederum beruhen auf willkürlichen Definitionen und nicht auf Naturgesetzen. Wirkliche Fortschritte (=Verbesserungen) sind daher in diesem Bereich erst zu erwarten, wenn es weltweit eine allgemein anerkannte, säkulare Ethik-Charta gibt, die wiederum auf wissenschaftlichen Erkenntnissen von Soziologen, Hirnforschern und Verhaltensbiologen basiert - und damit die jahrhundertelange Dominanz der Religionen ablösen wird. Und: zu berücksichtigen ist dabei, dass sehr viele Dinge vom moralischen Standpunkt ambivalent sind, was eine eindeutige Beurteilung sehr erschwert.
Wir Menschen haben die Freiheit, unseren individuellen Lebenssinn (=das Ziel, der Grund, wofür wir leben) für uns selbst zu bestimmen.  Darin eingeschlossen sind natürlich alle Unternehmungen, die das eigene Überleben sicherstellen. Und, natürlich - unser persönliches Glück zu finden, nach dem Motto: lebe deinen Traum.

Was ist Glück?
Glück ist immer eine plötzliche Erfüllung - von heimlichen oder offenen Sehnsüchten oder Wünschen. Es kommt plötzlich und überraschend - und verschwindet genauso schnell wieder, "wie ein Schmetterling". Der Kern des Glücks ist sein plötzliches Auftauchen wie auch seine schnelle Vergänglichkeit. Wäre es anders, würden wir es nicht mehr als Glück, sondern als Alltag und Langeweile, sogar als Belastung wahrnehmen. Prinzipiell gilt das auch für das Glück, welches sich die Menschen mühevoll über Jahre "geschmiedet" haben. Wenn alle Wünsche erfüllt sind, macht sich Langeweile breit - weil dann der Kontrast fehlt zwischen "Ist" und "Soll". Beispielsweise hat die "midlife crisis" hier ihre tieferen Ursachen; die wichtigen Dinge sind abgehakt, man braucht vor diesem Hintergrund ein neues Wunschbild als Kontrast. Nicht wenige orientieren sich in der Mitte ihres Lebens komplett um und machen auf einmal ganz andere Dinge als vorher.

Bestimmen Gesetzmäßigkeiten oder Zufall die Welt?
Beides gleichzeitig.
Gut zu beobachten am Wettergeschehen - wann ein Hoch- oder Tiefdruckgebiet entsteht, ist zufallsabhängig. Während es existiert, wirken bestimmte Gesetzmäßigkeiten, so lange, bis das Gebilde verschwunden ist. Wann, ist wiederum zufallsabhängig.

Wer ist Gott?
Gott ist eine Glaubensvorstellung, extra ersonnen und implementiert bereits in grauer Vorzeit von einer antiken Priesterkaste. Dieser Begriff ist das personifizierte Gute (=der Gute), wie sein Name schon sagt. Er hat ja nicht ohne Grund seinen Namen - "God" auf Englisch, "Gott" auf Deutsch. Naheliegend, dass die Leute an eine Glaubens-vorstellung glauben sollen. Menschliche (Glaubens-)Vorstellungen sind immer nichtgegenständlich, und daher findet man sie nur in der Vorstellungswelt innerhalb und abhängig von den Menschen. Außerhalb dieses Bereichs existieren sie nicht.

Konkret: "Gott" als eine Art Überwesen existiert in der realen Welt - außerhalb und unabhängig von den Menschen - nicht.

Dieser Begriff ist Teil eines Religionskonstrukts und diente als eine Art "Eselsbrücke" für das gemeine analphabetische Volk, um ihm den nichtgegenständlichen Begriff "gut" nahezubringen. Die Begriffe gut und böse sind die Zentralbegriffe jedweder Moral. Durch die Implementierung von Religion und Göttern sollte das Moralbewusstsein und der Umgang mit Gutem und Bösen in der menschlichen Gesellschaft etabliert und geregelt werden. Die Grundidee hierzu kam vermutlich von altägyptischen Philosophenschulen; Götter und Religionen mit ihrem jeweiligen Regelwerk wurden seit jeher von der jeweiligen Priester- und Herrschaftskaste erfunden, beschlossen und dem gemeinen Volk verkündet.
So hatte Pharao Echnaton (vormals Amenophis IV) das Ende aller bisherigen Götter beschlossen und verkündet, Nur einer, der Sonnengott Aton, sollte übrigbleiben. So wurde der erste Monotheismus etabliert. Später folgten die Juden mit ihrem Gott Jahwe, die Christen mit den Göttern Vater, Sohn und Heiliger Geist, noch später die Muslime mit ihrem Gott Allah.
Diese Praxis, Religionen mit ihren Göttern zu konstruieren und sie als allgemein gültige Staatsräson zu verkünden, hat sich bis fast in unsere Tage erhalten. Die zuletzt hinzugekommenen "Heiligen" ("Heilige"=niedere Götter, die auch angerufen werden können) bei den Katholiken wurden im Vatikan am 27. 4. 2014 offiziell verkündet. Es handelt sich um die Päpste Johannes XXIII und Johannes Paul II. Beide lebten noch im 20. Jahrhundert.
Als weitere Heilige kam am 4. September 2016 "Mutter Teresa" hinzu.
Derzeit gibt es bei den Katholiken ca. 6 650 Heilige und Selige.
http://www.rp-online.de/panorama/wissen/doppelte-heiligsprechung-am-27-april-2014-aid-1.3715776

Passend dazu hat die Anglikanische Kirche 1996 den Teufel abgeschafft:
http://www.zeit.de/1996/11/IN_DER_HOeLLE_BRENNT_KEIN_FEUER_MEHR

Und, als Tüpfelchen auf dem i, wird neuerdings sogar die bisher verkündete Vorstellung von einem persönlichen Gott angezweifelt, wieder von einem Würdenträger der Anglikanischen Kirche als eine Art Vorreiter. Dass diese persönlichen Zweifel des Erzbischofs von Canterbury über die Medien verbreitet werden, hat mindestens einen offiziösen Charakter. Wenn sie den Teufel als das personifizierte Böse offiziell abgeschafft haben, benötigen sie konsequenterweise auch keinen persönlichen Gott mehr als Glaubensvorstellung. Dessen offizielle Abschaffung dürfte demnach nur noch eine Frage der Zeit sein.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/erzbischof-justin-welby-kirchenoberhaupt-zweifelt-an-existenz-gottes-1.2136703

Somit gehen die christlichen Gottesfiguren denselben Weg wie zuvor ihre Vorgänger Zeus, Jupiter, ...
(Siehe auch Menüpunkt >Gedankensplitter >>Gott und die Welt)

Die Religionen

sind durchweg Menschenwerk. Diese Gedankenkonstrukte mitsamt ihren Göttern und Teufeln dienten bereits den antiken Sklavenhaltern dazu, das gemeine Volk in ihrem Sinne zu konditionieren, also unwissend, gefügig und gehorsam zu halten. In diese Konstrukte wurden allgemeine Ängste und Befürchtungen, generelle Unzufriedenheit über die Gegenwart sowie Sehnsüchte und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft aufgenommen und zu einer allgemeinen Doktrin ausgeweitet. Lange Zeit wurde diese Erkenntnis durchweg von allen Religionsvertretern als höchst gefährlich bewertet und vehement bekämpft.
Inzwischen ist diese Auffassung von prominenter Seite bestätigt worden - von Prof. Grün/Uni Frankfurt, einem Freimaurer. Die Freimaurer galten jahrhundertelang als ziemlich beste Feinde der katholischen Kirche, weil sie über ein bestimmtes "Geheimwissen" verfügten, welches geeignet sei, die gläubigen Schäflein vom "rechten" Glauben abzubringen.
Prof. Grün erwähnte jüngst in einem TV-Interview, dass diese Erkenntnis zu den bestgehüteten Geheimnissen der Freimaurer gehört hatte, die jahrhundertelang nur in der obersten Hierarchie-Ebene der Freimaurer zirkulieren durften. Inzwischen ist diese Erkenntnis zu einer Binsenweisheit geworden - da macht es keinen Sinn mehr, sie weiter als Geheimnis zu behandeln.
http://www.planet-wissen.de/sendungen/pwsediegeheimnissederfreimaurer102.html

Theodizee
Die alte Standardfrage an die Theologen und Religionsvertreter aller Couleur: Warum lässt Gott soviel Böses in der Welt zu?  Kriege, Konzentrationslager, Folter, grenzenlose Niedertracht, Tod und Verderben, Krankheiten, Erdbeben, Überschwemmungen etc. - und damit unendliches menschliches Leid? Ist er nicht der allmächtige Chef, und damit zuständig für alles Gute, als höchste und letzte Instanz? Müsste er sich nicht genau deswegen gefordert fühlen, jedwedes Böse schon im Ansatz zu verhindern? Für ein allmächtiges Überwesen sollte das doch eigentlich kein Problem sein, oder-!?
Diese Frage war jahrhundertelang nicht totzukriegen, weil sich bisher die Religionsvertreter konsequent um eine ehrliche Antwort herumgedrückt haben: Sie behaupten, sie wüssten auf diese Frage keine Antwort. Sie wird daher immer wieder auftauchen - so lange, bis sie endlich einmal ehrlich beantwortet sein wird. Natürlich geschah das bisher nicht, weil sonst die Religionsvertreter ihre eigene Geschäftsgrundlage gefährdet hätten. Sie müssten sonst zugeben, dass ein "allmächtiger, allwissender und allgegenwärtiger" Gott nichts anderes ist, als eine extra implementierte Glaubensvorstellung.

So ist eine menschliche Glaubensvorstellung nun mal nicht in der Lage, aktiv in irgendein Geschehen einzugreifen.

Auf eine scheinbar knifflige Frage gibt es damit eine verblüffend einfache Antwort.

Der Vatikan - und andere Religionen - geben nun vor, dass wir in diesem Punkt "Gott" "nicht verstehen" würden. "Gott" sei halt ein Mysterium...
Unlängst erst (Jan 2015) hat Papst Franziskus in aller Öffentlichkeit bei einem hochoffiziellen Staatsbesuch einem kleinen philippinischen Mädchen auf dessen Frage hierzu erklärt: "Wir haben keine Antwort darauf". 

Eine recht kleinlaute, um nicht zu sagen armselige Antwort, wenn man bedenkt, welch' jahrhundertelanger Aufwand andererseits vom Klerus für die akribische Dogmenpflege - inkl. den dazugehörigen obskuren Begründungen - getrieben wurde...

Für eine ehrliche Antwort auf die immer wieder gestellte "Theodizee"-Frage hat es scheinbar nicht gereicht - wer's glaubt...

http://reinhardt-graetz.de/index.php/aphorismen/gott-und-die-welt?showall=&start=3