Reinhardt Graetz

Die Liebe – täglich neu…

liebistSie ist so alt wie die Menschheit - jeder weiß, worum es geht, nur erklären kann sie niemand! Aber: könnte man/frau sie erklären, verlöre sie ihren Zauber…

Jemand hat mal die Liebe mit „totaler Identifikation“ beschrieben – mit der geliebten Person, dem Objekt etc. – diese Definition gefällt mir nicht schlecht. Man könnte auch behaupten, die Liebe sei eine Energieart – sie ist ja in der Lage, viele Kräfte freizusetzen; „love makes the world go round“!

Wie auch immer – es gibt auch weniger rationale „Annäherungsversuche“ an diesen Begriff, in Form von Gedichten oder Umschreibungen – lesen Sie hier eine Auswahl!

Vielleicht kennen Sie selbst ein schönes Gedicht über die Liebe?

Wo Liebe wächst, gedeiht Leben - wo Haß aufkommt, droht Untergang.
Mahatma Gandhi


Über die Liebe

Es ist Unsinn! sagt die Vernunft
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.
Es ist Unglück, sagt die Berechnung-
Es ist nichts als Schmerz, sagt die Angst;
Es ist aussichtslos, sagt die Einsicht.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.
Es ist lächerlich, sagt der Stolz.
Es ist leichtsinnig, sagt die Vorsicht.
Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung;
Es ist, was es ist, sagt die Liebe!

Erich Fried


Die Liebe

Pflicht ohne Liebe macht verdrießlich
Ordnung ohne Liebe macht kleinlich
Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos
Ehre ohne Liebe macht hochmütig
Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart
Besitz ohne Liebe macht geizig
Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch
Glaube ohne Liebe macht fanatisch
Klugheit ohne Liebe macht grausam
Ein Leben ohne Liebe ist sinnlos…

Verfasser unbekannt


Das Leben

Das Leben ist eine Chance – nutze sie.
Das Leben ist Liebe – genieße sie.
Das Leben ist ein Rätsel – löse es.
Das Leben ist ein Traum – verwirkliche ihn.
Das Leben ist schön – bewundere es.
Das Leben ist eine Herausforderung – nimm sie an.
Das Leben ist ein Abenteuer – wage es.
Das Leben ist kostbar – gehe sorgsam damit um.
Das Leben ist ein Reichtum – bewahre ihn.
Das Leben ist ein Lied – singe es.

Nach Mutter Theresa


Das Hohelied der Liebe

(Auszug aus 1. Kor. 13, 1ff)

1. Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete
und hätte der Liebe nicht,
so wäre ich ein tönend’ Erz oder eine klingende Schelle -

2. Und wenn ich weissagen könnte,
wüsste alle Geheimnisse und hätte alle Erkenntnis
und allen Glauben, also, dass ich Berge versetzte -
und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.

3. Und wenn ich all’ meine Habe den Armen gäbe*
und ließe meinen Leib brennen -
und hätte der Liebe nicht
so wäre mir's nichts nütze.

4. Die Liebe ist langmütig und freundlich;
die Liebe eifert nicht;
die Liebe treibt nicht Mutwillen;
sie bläht sich nicht auf;

5. sie stellet sich nicht ungebärdig;
sie suchet nicht das Ihre,
sie lässt sich nicht erbittern;
sie rechnet das Böse nicht zu.

6. Sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit;
sie freuet sich aber der Wahrheit.

7. Sie erträgt alles,
sie glaubet alles,
sie hoffet alles,
sie duldet alles.

8. Die Liebe höret nimmer auf…

Lutherbibel 1912


Liebe ist…

Liebe ist
ein Hauch von Freiheit
in einem gefangenen Heute.

Liebe ist
das Glitzern einer Träne,
die einsam* das Gesicht hinab fließt.

Liebe ist
die Wärme der Sonne,
wenn sie hinter Wolken versteckt ist.

Liebe ist
Wort und Gefühl und Freiheit und Glitzern und Wärme.

Liebe sucht nicht,
Liebe denkt nicht,
Liebe erlischt nicht,
Liebe gehorcht nicht,
Liebe sieht nicht,
Liebe ist.

Marie Mewes


Einen Augenblick lang

Manchmal,
in seltenen Stunden,
spürst du auf einmal
nahe dem Herzen, am
Schulterblatt schmerzlich
die Stelle, an der uns,
wie man erzählt, vor
Zeiten ein Flügel bestimmt
war, den wir verloren.

Manchmal
regt sich dann
etwas in dir, ein Verlangen,
wie soll ich’s erklären,
ein unwiderstehliches Streben,
leichter und freier zu leben
und dich zu erheben und
hoch über allem zu schweben.

Manchmal,
nur einen Augenblick lang –
dann ist es vorbei –
erkennst du dein wahres
Gesicht, du ahnst, wer du
sein könntest und solltest.
Dann ist es vorbei.
Und du bist, wie du bist.
Du tust, was zu tun ist.
Und du vergisst.

Lothar Zenetti


Was wissen wir

Jeder hat seine eigene, geheime, persönliche Welt.
Es gibt in dieser Welt den besten Augenblick,
es gibt in dieser Welt die schrecklichste Stunde;
aber dies alles ist uns verborgen.

Wenn ein Mensch stirbt,
dann stirbt mit ihm sein erster Schnee
und sein erster Kuss und sein erster Kampf –
all das nimmt er mit sich.

Was wissen wir über die Freunde, die Brüder,
was wissen wir von unserem/unserer Liebsten?
Und über unseren eigenen Vater
wissen wir, die wir alles wissen, nichts.

Die Menschen gehen fort –
Da gibt es keine Rückkehr.
Ihre geheimen Weiten können nicht wieder entstehen.
Und jedes Mal möchte ich von neuem
diese Unwiederbringlichkeit hinausschreien…

Jewgeni Jewtuschenko


Abschied und Neubeginn

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andere, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Hermann Hesse (1877 - 1962)