Vorläufiges Fazit
Die Religionen, ihre Hintergründe und Grenzen
Basis ist die Moral
Alles begann mit der Wahrnehmung von Unzulänglichkeiten. Voraussetzung dafür: die Aneignung eines Moralbewusstseins - zur Bewertung von Dingen und Ereignissen als „gut“ oder „böse“. Erst wenn man einen Zustand oder Vorgang als unzulänglich oder gar böse bewertet hat, kann der Wunsch entstehen, beides zu überwinden - und so die Welt zu verbessern. Jede Religion hat ihre eigene Vision einer besseren Welt, die in einem imaginativen Himmel realisiert werden soll. Dort sind alle Unzulänglichkeiten - das Böse - beseitigt, und die Welt ist in einen Idealzustand der "ewigen Seligkeit" übergegangen.
Daher ist die Basis aller Religionen die Moral. Um die Begriffe „gut“ und „böse“ den antiken Analphabeten plausibel zu machen, wurden sie personifiziert. So entstanden die Figuren Gott und Teufel als Glaubensvorstellungen.
Den Gedankenkonstrukten
der verschiedenen Religionen liegen generelle Sehnsüchte, Wünsche und Befürchtungen der Menschen zugrunde, die von den Religionsdesignern aufgegriffen, zu Glaubens- und Lehrgebäuden mit einer speziellen Symbolik verarbeitet und über ihre Organisationen institutionalisiert wurden. Dieser Sachverhalt wird bis heute von den Religionsvertretern unter Verschluss gehalten. Er wurde nach einer langen, strikten Geheimhaltungsphase zum ersten Mal von
Prof. Grün/Uni Frankfurt a. M./Freimaurer in einem TV-Interview publiziert.
http://www.planet-wissen.de/sendungen/pwsediegeheimnissederfreimaurer102.html
Glaubenssätze durch Beschlussfassung der Priesterkaste
In allen Religionen befinden Kleriker über Glaubensgrundsätze (>Dogmen), heilige Schriften und Götterfiguren per Mehrheitsbeschluss. Religionen sind daher durchweg Menschenwerk und beruhen auf menschlicher Phantasie und Willkür – also auf Meinungen und nicht auf Tatsachen. Sie wurden von den Klerikern im Auftrag von früheren Machthabern verfasst, die sich die Macht mit der antiken Herrschaftskaste teilten.
Im alten Ägypten wurde die erste monotheistische Religion von Pharao Amenophis IV verkündet. Alle zuvor gültigen Gottheiten wurden abgeschafft. An ihre Stelle trat Aton, der Sonnengott. Amenophis IV nannte sich daraufhin in Echnaton um.
Den Götterfiguren
werden von den Klerikern Fähigkeiten und Eigenschaften (>Allmacht, Allwissenheit, Allgegenwart, Güte und Gerechtigkeit) zugesprochen, die die Menschen bei sich selbst vermissen, als Inversion eigener Unzulänglichkeiten. Sie sind für das Entstehen der Welt und des Lebens zuständig, können alle sonstigen Rätsel auflösen und dafür sorgen, dass sich gegenwärtige Unzulänglichkeiten in Idealzustände wandeln würden. Alle Menschen seien von ihrer Willkür/Gnade abhängig – oder deren Stellvertretern. Daher stünden die Gläubigen auch unter deren ständiger Kontrolle und Überwachung. In der katholischen Kirche werden bis heute sämtliche niederen Götter (>Heilige) in Spezialgremien beschlossen, vom Papst genehmigt und per Dekret verkündet.
1996 wurde von der Anglikanischen Kirche offiziell die Glaubensfigur „Teufel“ abgeschafft.
Theodizee - Deutungslücke
Da die Götterfiguren reine Glaubensvorstellungen sind, sehen sich konsequenterweise alle Glaubensvertreter außerstande, die „Theodizee“-Frage (>warum lässt „Gott“ Böses und Unzulänglichkeiten in dieser Welt zu?) sachbezogen zu beantworten. Sie bieten da lieber keine oder abwegige Deutungen an – sonst müssten sie darauf hinweisen, dass Glaubensvorstellungen aktiv nichts bewerkstelligen können. Damit aber lieferten sie den Beweis, dass Religionen keine „göttliche Offenbarungen“, sondern nur menschliche Gedankenkonstruktionen sind – und würden so ihr eigenes Geschäftsmodell unterlaufen und damit akut gefährden.
Mitgliederschwund
Viele Gläubige spüren, dass ihnen von den Glaubensgemeinschaften die wahren Sachverhalte vorenthalten werden. Darüber hinaus hielten sich ihre Organisationen oft nicht an ihre eigenen Regeln, deren strikte Einhaltung sie aber von jedem Gläubigen einforderten. Daher treten aus den Glaubensgemeinschaften allein in Deutschland ca. 400 000 Personen p. a. aus, ziemlich gleichmäßig verteilt auf ev. und kath. Kirche. Die Moscheen wird mit einem zeitlichen Versatz das gleiche Schicksal ereilen; der Islam befindet sich in einer grundsätzlich ähnlichen Situation wie die Kirchen.
Bilanz
Die Religionen hätten eigentlich eine soziale Evolution anstoßen können, aber sie sind bis heute Handlanger der Mächtigen geblieben; eine soziale Evolution ist ausgeblieben.
Etwas anders formulierte 10 Gebote beispielsweise wären durchaus geeignet gewesen, das überkommene prä-antike Gegeneinander der Menschen durch ein globales Miteinander abzulösen. Dazu hätten Vorstellungen über freie Menschen gehört, die über sich keine Herren und unter sich keine Knechte benötigen - und die daraus Verantwortlichkeit entfalten würden - gegenüber den anderen Menschen wie für ihre Umwelt. Dann hätten wir in der biologischen Evolution nicht nur den Kannibalismus, sondern inzwischen auch die Kriege überwinden können.
Stattdessen wurde den Sklaven von Anfang an bis heute Folgsamkeit, Unterwürfigkeit, Gehorsam und kritikloser Glauben an die Obrigkeit eingebläut. Im Nachgang von der biblischen Geschichte vom Garten Eden - in der die Aneignung des Moralbewusstseins ausdrücklich als "Sündenfall" verdreht wird - setzte die katholische Kirche noch eins drauf mit ihrem absurden Dogma von der "Erbsünde". Die hätten die Symbolfiguren Adam und Eva nicht nur sich selbst, sondern der ganzen Menschheit aufgeladen, weil sie ein Verbot übertreten hätten - ausgerechnet die Aneignung des Moralbewusstseins-!
So fand eine kulturelle Evolution nicht statt, nach jahrtausendelanger religionsgeprägter "Zivilisation", die über eine oberflächlich geschönte Sklavenhaltergesellschaft bis heute nicht hinausgekommen ist.
Die Religionen haben sich oftmals nicht an ihre eigenen moralischen Vorgaben gehalten - dazu gibt es unzählige Beispiele. Kreuzzüge und Jihad dürfte es gar nicht geben, und keine einzige "Hexe" hätte verbrannt werden dürfen. Missbrauch von Kindern ist völlig inakzeptabel, aber ihn noch zu vertuschen - mit ausdrücklicher Unterstützung der Organisation - geht erst recht nicht.
Inzwischen müssen sie sich daran messen lassen - und werden als zu leicht befunden.
Hinzu kommt die Erkenntnis, dass es ohnehin nicht möglich wäre, komplizierte moderne Probleme mit antiken Märchen für Nomaden zu lösen. Die Zeit der Religionen scheint abgelaufen zu sein; manche haben es noch immer nicht gemerkt. Hans Küng, der katholische Dissident, kommt zu einer ganz ähnlichen Einsicht. Papst Franziskus scheint indes angetreten zu sein, organisatorische Verkrustungen bei seinen Klerikern aufzubrechen, aber das ist vergebliche Liebesmüh', wenn er grundsätzliche Dogmen nicht zugleich auf den Prüfstand stellt.
Konsequenterweise fordert daher ausgerechnet ein Religionsführer - der Dalai Lama - die Abschaffung der Religionen. Sie hätten ihren Auftrag verfehlt. An ihre Stelle sollte eine globale, säkulare Ethik treten. Eine späte Einsicht - immerhin... (Literaturhinweise s.u.)
Säkulare Alternativen?
Über kurz oder lang werden die herkömmlichen Religionen ihre Bedeutung verlieren - und damit auch ihre Rolle als Moralhüter. Was tritt an deren Stelle? Wünschenswert wäre eine globale Ethik- Institution, deren "Philosophie" auf naturwissenschaftlichen Grundlagen beruht. Die dazu notwendigen säkularen, global agierenden und anerkannten Institutionen müssen aber erst noch etabliert werden. Die Idee freier Menschen mit Verantwortungsbewusstsein anstelle bisheriger Herren und Sklaven ist dabei unabdingbar.
Zitat aus dem "Handbuch rationaler Bibelauslegung" von Thomas Reichert
Die Menschheit hat schon viele Götter erschaffen. Götter sind ausgedachte Figuren - Personifikationen von Dingen. Ein Ding (Sonne, Mond, Natur, Weisheit …) wird als Person gedacht, bekommt einen Namen, ein Aussehen und einen Charakter. Alles was der Machthaber bzw. der Priester wollte, sagte der jeweilige Gott. Die Hauptgötter der Menschen waren Personifikationen der Sonne. In Ägypten hieß der Sonnengott "Ra", in Rom "Sol Invictus" und in Griechenland "Helios". Alleingötter (JHWH, Gott, Allah …) sind Personifikationen der Lichtenergie und damit kann der Priester natürlich alles sagen: "Gott (Lichtenergie) hat alles erschaffen." "Gott (Lichtenergie) ist überall."
Aber eigentlich ging und geht es darum, dem einfachen Volk ein kollektives Über-Ich zu generieren - eine Autoritätsfigur. Die abrahamitischen Religionen sind Macht- und Herrschaftsinstrumente, denn natürlich ging es nie darum, sich vor der Lichtenergie auf den Boden zu schmeißen - es ging darum, soziale Gruppen zu erschaffen, diese zu führen, formen, beherrschen… sie zu nutzen.
Anthropozän - Evolution durch aktive Anpassung
Bisher beruhte die biologische Evolution der Menschen auf passiver Anpassung und ging so ihren gemächlichen Gang. Seit der Aneignung des Moralbewusstseins sind die Menschen jedoch in der Lage, Veränderungen aktiv und gezielt herbeizuführen. Dadurch konnten sie ihre Evolution beschleunigen - was tatsächlich in historisch extrem kurzer Zeit erreicht wurde. Das Zeitalter des "Anthropozän" hat hier seine Wurzeln. Innerhalb von nur ~200 Jahren auf der Grundlage von Wissenschaft und Technik - also auf der zuverlässigen Grundlage von Naturgesetzen - haben die Menschen ihre Welt bereits irreversibel verändert. Wenn es ihnen darüber hinaus gelingt, eine naturwissenschaftlich begründete Weltethik zu etablieren, dann hat sich das Anthropozän endgültig etabliert.
Hierzu passt die Meldung, dass die Chinesen ab 2020 eine Art moralisches Punktesystem einführen wollen, in Anlehnung an das deutsche Flensburger Verkehrssünder-Punktesystem.
Globales Ziel sollte es sein, eine Gesellschaft des Miteinanders und nicht des Gegeneinanders wie bisher zu etablieren. Dann könnte man sowohl auf die gigantischen Militäretats - derzeit ca. 1,5 Billionen US-$ p.a. - als auch auf Atomwaffen verzichten. Beides ist inzwischen hochgradig bedrohlich für den Fortbestand allen Lebens auf unserer Erde!
Ansätze und Anregungen dazu gibt es beim Projekt Weltethos:
http://reinhardt-graetz.de/index.php/aphorismen/gedankensplitter?showall=&start=10
sowie vom Dalai Lama:
http://www.amazon.de/gp/product/371090000X?colid=3KO6NJ5AOE7XF&coliid=I200S6GJB9X7QC&ref_=wl_it_dp_o_pC_nS_img
Konstanz der Verhaltensmuster
Um als Spezies zu überleben, mussten sich in den Urzeiten der biologischen Evolution die Urmenschen gegen andere Spezies behaupten - und sich auch gegen deren Übergriffe verteidigen.
Als später Säbelzahntiger & Co. ausgestorben waren, behielten die Urmenschen trotzdem ihre Verhaltensmuster bei und vererbten sie auf die nächste Generation. Ersatzweise beargwöhnt wurden nun Mitglieder der eigenen Spezies.
So kam es schon in prä-antiken Zeiten zu gewalttätigen Konflikten - woran die Moralerkenntnis zunächst gar nichts änderte, ebensowenig die dann aufkommenden Religionen. Sie führten mit ihren weltlichen Machthabern im Hintergrund die überkommenen Verhaltensweisen im Gegenteil ungebremst fort. Das führte zu Patriarchat- und Sklavenhaltergesellschaften, die sich immer wieder gewaltige Schlachten lieferten.
Wo früher in der Tier- und Urmenschenwelt der Rudelführer um die Vorherrschaft über sein Rudel und gegen seine Konkurrenten kämpfte, waren es nun die antiken Despoten, Pharaonen etc., die ihre Sklavenheere hinter sich versammelten und sie gegeneinander kämpfen ließen.
Aus den früheren bösen Säbelzahntigern waren nun böse menschliche Feinde geworden.
An diesem menschlichen Verhaltensmuster hat sich bis heute wenig geändert.
Es richtet sich zunehmend gegen die eigene Spezies - vergleichbar mit einer individuellen Immunkrankheit, bei der sich das Immunsystem völlig unnötig an Teilen des eigenen Organismus abarbeitet.
Obwohl einige Beobachter der Szene bereits in der Antike erkannt haben müssen, dass diese überkommene Verhaltensweise den Menschen zunehmend schaden würde.
So erfanden sie die Idee der "christlichen Nächstenliebe" = miteinander statt gegeneinander-!
Bei dieser unverbindlichen Aufforderung ist es bisher geblieben - die menschlichen Verhaltensmuster änderten sich nur marginal. Was zuletzt zu den Weltkriegen im 20. Jh. und der Erfindung der Atombombe führte - mit der Option, dass sich die gesamte Spezies Mensch gezielt oder sogar versehentlich total auslöschen könnte.
Eine Chance, diese Situation zu ändern bestünde in einem neuartigen Narrativ, dem die Mehrheit folgen sollte - aus eigener Einsicht und Überzeugung, nicht wie bisher durch von oben herab befohlenen Zwang. Eine globale Herausforderung wie der Klimawandel oder der Umgang mit tödlichen Pandemien.
Sachliche Ansätze dazu lieferten bisher die Herren Küng und der Dalai Lama, wie bereits erwähnt. Aber das allein wird nicht reichen.
Wie Überzeugungen völlig ohne Zwang erfolgreich vermittelt werden, zeigt uns die Werbeindustrie tagtäglich.