Reinhardt Graetz

Inhalt

Herausforderungen im 21. Jh.

Klimawandel - Pandemien - Digitalisierung -
...gleich drei globale Herausforderungen stehen zu Beginn des 21. Jahrhunderts an. Man kann ihnen nur global begegnen. Hierbei wird es keine 100%igen Lösungen geben; es wäre schon viel erreicht, für den Klimawandel eine Strategie zu entwickeln, den menschengemachten Anteil daran zu minimieren. Diese Herausforderungen zeigen uns zugleich auch die Grenzen der Machbarkeit auf. Zwar sind wir es mehr und mehr gewöhnt, unser Leben und unsere Umwelt aktiv nach unseren Vorstellungen umzugestalten - wodurch wir dem Planeten Erde das "Anthropozän" beschert haben. Aber - die Natur lässt sich nicht überlisten oder gar in unsere Vorstellungen hineinzwingen. 

Bevölkerungswachstum
Den Einfluss der Menschen auf das Klima könnten wir nur dann wirksam minimieren, wenn es gelänge, das Bevölkerungswachstum zu bremsen oder umzukehren. Interessanterweise gibt es Länder, bei denen diese Umkehr schon längst eingetreten ist - Japan und Deutschland sind Beispiele dafür. Selbst China wächst nicht mehr so rasant wie noch ein paar Jahrzehnte zuvor. Generell hat sich in allen Industrienationen das Wachstum verlangsamt oder bereits umgekehrt. Beobachter prognostizieren daher Zuwächse vor allem noch für Afrika.
Problematisch ist das ungebremste Bevölkerungswachstum aus einem simplen Grund: die planetaren Ressourcen wachsen nicht mit. Eine Chance für ihre besseren Nutzung böten daher die Potentiale der Digitalisierung im Verbund mit einem moderaten Bevölkerungsrückgang. 

Pandemien - Grenzen der Machbarkeit

Mitunter treten Probleme auf, die selbst im wissenschaftlich-technischen Zeitalter nicht mehr von einzelnen Koryphäen gelöst werden können. Da ist die Gemeinschaft als ganzes gefordert. Vor ca. 100 Jahren breitete sich die "Spanische Grippe" aus - die Menschen konnten nur passiv darauf reagieren, es gab Millionen Opfer. Weitere Grippewellen folgten in den nächsten Jahrzehnten, mit ähnlichen Ergebnissen.
Bill Gates mahnte in einer speziellen Konferenz an, dass die Menschen Konzepte entwickeln sollten, künftigen Pandemien mit adäquaten Konzepten aktiv zu begegnen. Es geschah daraufhin immer noch nichts, bis 2019 die Covid-19 - Epidemie ausbrach. Immerhin gibt es nunmehr eine weltweite Reaktion darauf. Aber deren Unzulänglichkeiten sind immer noch zu groß, es gibt bisher kein wirkliches globales Konzept zur aktiven Begegnung von Pandemien. Immerhin ist inzwischen in Rekordzeit ein spezieller Impfstoff entwickelt worden. 
In der NZZ gibt es zu diesem Thema einen lesenswerten Beitrag - über die Folgen der Pandemie für das Selbstverständnis unserer Gesellschaft. Da steht so ziemlich alles auf dem Prüfstand, was wir bisher für selbstverständlich hielten. 
https://www.nzz.ch/meinung/die-gekraenkte-gesellschaft-corona-zerlegt-unser-modernes-mindset-ld.1594136?fbclid=IwAR0Br-pyYB5gHQhBe5qQYBMYcFTCnCZYevKmVaGsdvKD6GwhDQ93nBEMh9M

Ende unserer Zivilisation-?

Die Erde hat schon viele Weltreiche und Kulturen kommen und gehen sehen. Einige davon haben sich selbst zerstört, andere wurden bei vernichtenden Kämpfen regelrecht ausgelöscht. Andere wiederum habe sich in abgelegenen Gebieten als Residuen erhalten. Sie sind auf ihrer früheren Kulturstufe stehengeblieben und inzwischen in die Bedeutungslosigkeit zurückgesunken. Nichts hält ewig...
Unsere Zivilisation auf der Grundlage von Aufklärung und Wissenschaft hat über nur 200 Jahre eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen. Sie stößt aber zunehmend an ihre Grenzen.
Pessimisten sagen ihr baldiges Ende voraus, wenn sie nicht in der Lage ist, ihre grundlegenden Widersprüche aufzulösen. Zu ihnen gehören der verstorbene Physiker Stephen Hawking und neuerdings der Milliardär Soros.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/weltwirtschaftsforum-george-soros-open-society-foundations-1.5591650 

In dieser Zivilisation lassen sich mehrere Defizite feststellen:
- unangefochtene Wirtschaftswachstumsideologie bei endlichen Ressourcen
- zunehmende weltweite soziale Ungleichheit
- Ignoranz gegen die Gefahren anhaltender oder zunehmender Militarisierung - oder sogar deren Verklärung.
- Daraus folgen zunehmende globale Konflikte, wie globale Migration. Sie erreichte 2022 die 100-Millionen-Marke.
- Der zuvor zurückgedrängte Hunger breitet sich wieder aus. 
- Unzureichende globale Maßnahmen gegen die Gefahren des Klimawandels

Zusammen mit der letzten Pandemie entwickeln sich diese Defizite immer mehr zu einem Gefahrenpotential, welches den Fortbestand unserer Zivilisation ernsthaft bedroht.

Viel gewonnen wäre schon, wenn es gelänge, das weltweite Volumen aller Wehretats von jährlich über 2 Billionen $ zurückzufahren. Mit zunehmender Militarisierung werden nur neue Probleme erzeugt, aber keine gelöst. Die EU hat gezeigt, dass es über Jahrzehnte Frieden geben kann bei ernsthaftem politischen Willen dazu, selbst unter früheren traditionellen "Erbfeinden" Frankreich und Deutschland.
Hingegen zeigen uns unnötige Kriege in aller Welt, dass uns überkommene archaische Verhaltensweisen zunehmend behindern und uns immer mehr in unserer Existenz bedrohen.