Reinhardt Graetz

Inhalt

Wirtschaft

Die Idee des "bedingungslosen" Grundeinkommens


Die Schlauen leben von den Dummen, und die Dummen von der Arbeit.

-alte Kapitalistenweisheit -

Nach diesem Motto ist seit Jahrhunderten die Wirtschaft organisiert. Das ist nichts anderes als eine Beschreibung der Sklavenhaltergesellschaft. Sie wurde seit der Antike bis in unsere Tage fortgeschrieben. Inzwischen erweist sich ihre Grundidee (s. o.) als nicht mehr tragfähig.

Antike
Sklavenhalter (Gottkönige, Priester...) - Sklaven

Mittelalter
Lehensherren (Kaiser, Könige, Fürsten, Kleriker) - Leibeigene

Neuzeit
Firmenbesitzer (Manager, Parteibonzen, Aktionäre, Kleriker...) - Werktätige

Sklavenhaltergesellschaft - bis heute
Weil die Sklavenhaltergesellschaft bis heute fortgeschrieben wurde, besteht auch immer noch der (künstlich aufrechterhaltene) Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit. Er hat sich seit dem Frühkapitalismus etabliert und verschlingt unnötig menschliche und materielle Ressourcen. Durch Firmenmodelle, bei denen jedes Belegschaftsmitglied einen Firmenanteil hält, könnte dieser Gegensatz überwunden werden. Hierzu bräuchte man bei der Gründung noch nicht mal irgendwelches Eigenkapital - das könnten sich diese Firmen im Lauf der Zeit selbst verdienen. Beispiel: Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR).

Bei Aktiengesellschaften ist die Umsetzung schon komplizierter, weil Belegschaftsmitglieder eigene Firmenaktien besitzen können, aber nicht müssen. Dafür halten weitere Anteilseigner Aktien, obwohl sie keine Belegschaftsmitglieder sind. Bei vielen Aktiengesellschaften ist es inzwischen üblich, Belegschaftsaktien als Gewinnanteile auszugeben. Diese Idee ist auf die Anfänge der sozialen Marktwirtschaft zurückzuführen.

Generierung von Einkommen
durch Realwirtschaft, Kapitalverzinsung, Spekulation -
oder automatisierte Zahlungen von der Allgemeinheit für die Allgemeinheit? Wäre das "BGE" eine Alternative zu den bisher im geschichtlichen Verlauf erzeugten Einkommen?
Leider hält das "BGE" (bedingungsloses Grundeinkommen) nicht im Geringsten, was es verspricht - es erweist sich bei näherem Hinsehen als ein eher vages Konstrukt und zuletzt als ein grandioser Etikettenschwindel.

Der schnöde Mammon und das "bedingungslose" Grundeinkommen
Manche Zeitgenossen scheinen den "schnöden Mammon" ganz vehement zu verachten. Genau diese Leute kamen nun auf die Idee, auf ihre ganz eigene Weise desselben teilhaftig zu werden - über ein scheinbar "bedingungsloses" Grundeinkommen. Ganz ähnlich, wie die Finanzjongleure ihre Finanzblasen erzeugten - bei denen sollte der Steuerzahler einspringen, um ihre soeben vernichteten Milliarden wiederzubeschaffen. Das war zum Glück kein Dauerzustand, aber schon ärgerlich genug.

Beim "bedingungslosen" Grundeinkommen hingegen soll der Steuerzahler ständig bluten, damit jährlich mindestens eine Billion € an dessen Empfänger ausgezahlt werden könnten. Die potentiellen Leistungsempfänger erweisen sich ob dieser milden Gaben allerdings ziemlich undankbar und lehnen dafür jedwede Gegenleistung ab. Für das "bedingungslose" Grundeinkommen sollen ja - mindestens für sie - keine Bedingungen gelten. Wo kämen wir denn da hin, wenn sie dafür auch noch eine noch so geringfügige Leistung erbringen sollten...!?
Sogar Millionären und Milliardären stünden jeden Monat 800 oder sogar 1 500 € "bedingungsloses Grundeinkommen" zu. Die könnten sich dann dafür ein paar Dosen Luxus - Katzenfutter oder zwei Edelhummer im Monat zusätzlich leisten und werden den edlen Spendern sicher sehr dankbar für diese milde Gabe sein - rechtschaffene Gutmenschen lassen auch diese Leute nicht im Stich...!

Etikettenschwindel
Bei diesem Konstrukt trifft das genaue Gegenteil von bedingungslos zu - bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass
die potentiellen Empfänger an die Zahler sogar geradezu unverschämte Bedingungen stellen:

1. Ihr müsst ständig zahlen - zeitlich unbegrenzt, pro Jahr ca. 1 Billion €.
    Woher ihr das Geld nehmt, ist eure Sache.
2. Ihr dürft uns keine Gegenleistungen dafür abverlangen - im Klartext: keinerlei Bedingungen stellen.
3. Dafür müssen die Steuern erhöht werden um den Faktor ~4,5 - hauptsächlich die Mehrwertsteuer.
4. Bisherige Einkommen werden ersatzlos gestrichen:
   
Renten, Pensionen, Sozialleistungen (Kindergeld, Hartz IV...)
    Die Bedingungen 3 und 4 sollen die Finanzierung sicherstellen.

Solch ein Konstrukt "bedingungslos" zu nennen, grenzt an grobe Rosstäuscherei!

Anders formuliert: eine Gruppe will - ohne Gegenleistung! - von den Zusatzleistungen einer anderen Gruppe leben.
Im Klartext: die eine will die andere ganz einfach ausbeuten.

Ausbeutergesellschaft
Ausbeutergesellschaften hatten wir doch eigentlich schon genug, oder-!? Wie schon erwähnt, beliefe sich der jährliche Finanzbedarf für diesen Unsinn auf über eine Billion €, wenn jeder Deutsche dafür ca. 1 000 €/Monat bekommen sollte. Zum Vergleich: das jährliche Finanzvolumen des Bundeshaushaltes liegt bei ca. 300 Mrd € - und ist ständig defizitär, weil das Geld heute schon nicht reicht.

Diesen Zusatzbetrag von einer Billion € könnten natürlich nur diejenigen erwirtschaften, denen schon heute immer mehr Arbeit aufgebrummt wird. Allein schon dieser Gedanke wird bei ihnen vermutlich eitel Freude und glänzende Augen erzeugen...! Außerdem würde es eine lineare Steuererhöhung um den Faktor 4...5 für alle bedeuten, während alle bisherigen Leistungen von Vater Staat wie Renten, Pensionen, Gehälter etc. im Gegenzug abgeschafft werden müssten. Wir alle dürfen uns jetzt schon über diese schöne Steuererhöhung freuen...

Vielleicht glauben ja manche von ihnen, dass bei 1 000 € Einkommen im Monat überhaupt keiner mehr arbeiten müsste - Jeremy Rifkin hat ja bereits das "Ende der Arbeit" angekündigt. Die wird dann voll automatisiert, und erledigt sich danach ganz von selbst - ähnlich, wie ein perpetuum mobile funktioniert, während gleichzeitig jeden Monat 1 000 € aus den Automaten fließen...
Übrigens gab es zu längst verflossenen Sowjetzeiten mal einen Professor, der allen Ernstes für die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts voraussagte, dass an jeden Sowjetmenschen jährlich ein Paar Schuhe verteilt würden - kostenlos für die Empfänger. Im Spiegel - Archiv könnten Sie fündig werden, falls sie sich für Details interessieren sollten... :-)
Willkommen in Absurdistan!

Kapitalismus und Sozialismus
Was ist der Unterschied zwischen Sozialismus und Kapitalismus? Im Kapitalismus wird der Mensch durch den Menschen ausgebeutet - im Sozialismus ist es genau umgekehrt...

Dieser alte Witz aus dem Osten rief immer ärgerliches Unverständnis bei den Betroffenen hervor. Im Osten sollten ja bekanntlich alle gleich sein - aber einige waren immer gleicher als die anderen - und genau DIE haben diesen Witz immer nicht verstanden. Zumindestens taten sie so...